12.3. Gemeinsam kämpfen! Feministisch! Antirassistisch! Solidarisch!

Aufruf zum Frauen*kampftag am 12. März in Köln der Interventionistischen Linken

 

Überall in Deutschland, ob auf dem Dorf, in der Kleinstadt oder in den Metropolen, geschehen täglich sexistische Übergriffe oder Belästigungen gegenüber Frauen*. Sexismus ist Alltag und das nicht erst seit der Silvesternacht auf der Kölner Domplatte.
Unsere Solidarität gilt deshalb all jenen Frauen*, die sexualisierter Gewalt und Übergriffen ausgesetzt waren und sind. Wie es Feminist*innen auf der ganzen Welt schon seit vielen Jahren tun, muss sexualisierte Gewalt und Sexismus überall bekämpft werden – egal, von wem sie ausgeht.

 

Antifeminismus und Rassismus schließen eine unheilvolle Allianz

 

Es ist bizarr aber wenig verwunderlich, dass Pegida, AfD, Antifeminist*innen und allerlei Personen, die sich noch nie für Frauen*rechte interessiert haben, nun plötzlich als Beschützer*innen von „deutschen, weißen Frauen“ auftreten. Die Körper der angegriffenen Frauen* werden instrumentalisiert, um eine rassistische Stimmungsmache gegen Geflüchtete und insbesondere muslimische Migranten zu betreiben.

Ob in der Erklärung selbsternannter männlicher „Bürgerwehren“, in denen Neonazis und Hooligans gemeinsam mit „besorgten Bürgern“ auf die Straße gehen, oder auf den Covern von großen Tageszeitungen: Hier geht es niemals darum, Frauen*rechte zu verteidigen oder die Anliegen von Feminist*innen zu unterstützen, sondern immer um die rassistische Abgrenzung gegenüber den „Anderen“. Einen ideologischen Kitt stellt dabei der antimuslimische Rassismus dar, der einerseits sexualisierte Gewalt externalisiert und zugleich rechten Brandstiftern in die Arme spielt.

Der Fokus dieser Feindmarkierung liegt auf dem „jungen, männlichen, muslimischen Einwanderer“, zielt jedoch auf alle Migrant*innen ab.
Auf der Agenda stehen momentan weitere Asylrechtsverschärfungen, die Erfindung sicherer Herkunftsstaaten und weitere Gesetzesverschärfungen.

Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt und den Rechten von Frauen*, insbesondere derer, die Rassismuserfahrungen machen, sind dabei egal.
Stattdessen werden von allen Seiten Ratschläge erteilt, wie sich Frauen* zu verhalten haben. Angefangen mit der Armlänge Abstand ist das Ausdruck eines vollkommenen Verkennens der Lage: Für uns geht es nicht darum, dass Frauen* anders auftreten, sich anders verhalten oder gar anders kleiden sollten!
Auf so einen Scheiß haben wir schon lange keinen Bock mehr!!!

 

Unsere Solidarität ist grenzenlos. Wir lassen uns nicht instrumentalisieren für rassistische Stimmungsmache.
Das Problem heißt Sexismus!

 

Die sexistischen Verhältnisse gilt es immer und überall anzugreifen. Um es nochmal deutlich zu sagen:  Wir werden die sexuellen Übergriffe in Köln, Hamburg und wo sie auch sonst stattfinden, nicht entschuldigen. Sie machen uns wütend, traurig und fassungslos!
Diejenigen, die sie ausüben, sind und bleiben Arschlöcher – aber eben nicht weil sie die falsche Nationalität oder den falschen Aufenthaltstitel haben, sondern weil sie Sexisten sind, die die Rechte von Frauen* nicht akzeptieren!
Wir wollen gemeinsam mit FLTI*s und Nicht-FLTI*s, egal welcher Nationalität, Aufenthaltstitel, Lebens- und Arbeitsbedingungen, Liebens- und Lebensweisen, für Frauen*-Rechte streiten. Unsere Kämpfe sind solidarisch und aufeinander bezogen.

Frauen* auf der ganzen Welt sind in ihrem Alltag von Sexismus betroffen. Hier und überall ist das die Folge von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und Patriarchat. Deswegen ist sexualisierte Gewalt keine Gefahr, die bloß von Außen in die hiesige Gesellschaft dringt – im Gegenteil: es sind zumeist die nächsten Angehörigen, die zu Tätern werden.

Wir greifen diesen Sexismus an, in dem wir einen lauten, entschlossenen und antirassistischen Feminismus auf die Straße tragen werden.

Solidarität statt Spaltung!

Eine feministische Perspektive auf die aktuelle gesellschaftliche Gemengelage ist auch noch aus anderen Gründen zentral: Im Zuge des neoliberalen Umbaus wurden insbesondere soziale Infrastrukturen eingespart – sei es in den Bereichen Bildung, Erziehung oder Gesundheit. Die Folgen dieser Kürzungspolitik haben auch immer eine geschlechtsspezifische Komponente, sind es doch überwiegend Frauen* welche die aufgerissenen Lücken in der sozialen Infrastruktur durch unbezahlte Arbeit oder in prekären Arbeitsverhältnissen füllen müssen. Darüber hinaus wird ausgerechnet bei den wenigen Institutionen, die seit Jahren mit den Betroffenen von (sexualisierter) Gewalt arbeiten, massiv gekürzt: Frauenhäuser und entsprechende feministische Initiativen. Sparpolitiken setzen also nicht nur die Armen mit den Ärmsten in Konkurrenz und spielen rassistischen Argumentationen in die Hände, sondern verschlechtern auch die Lage für Frauen* und Mädchen* grundlegend.

Unsere Antwort muss daher heißen: Solidarität statt Spaltung! Verbinden wir die Kämpfe gegen die neoliberale Zurichtung im Bereich der sozialen Reproduktion mit den Kämpfen um Migration und Asyl. Ziel muss eine emanzipatorische Antwort sein, eine Antwort auf die Frage, wie ein gutes Leben für Alle ermöglicht werden kann.

I can`t imagine a feminism that is not anti-racist
(Angela Davis)

Wir werden am Frauen*kampftag 2016 ein kämpferisches Zeichen an dem Ort setzen, der medial so aufgeladen ist und an dem es gilt, eine starke linke, feministische Position sichtbar zu machen. Wir lassen uns nicht instrumentalisieren. Unsere Kämpfe denken wir zusammen und auf der Straße streiten wir gemeinsam! Wir wollen als breite soziale Allianz aus queer-feministischen Gruppen, migrantischen Verbänden, Menschen mit und ohne Aufenthaltsstatus streiten.
Gemeinsam gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt. Heute und morgen. In Köln und überall.

Weil Sexismus das Problem ist.
Weil Feminismus ohne Antirassismus nicht geht.
Weil wir einen antirassistischen Feminismus jetzt mehr denn je brauchen.
Interventionistische Linke [iL*], Februar 2016