Alle für Kalle: Zwangsräumung gemeinsam verhindern!

Die Mieten in Köln explodieren. Wohl denen die noch einen alten Mietvertrag haben. Dass auch das leider keinen ausreichenden Schutz vor Vertreibung darstellt, muss aktuell Kalle Gerigk erfahren. Er bewohnt seit 30 Jahren eine einfache Dachgeschoss­wohnung in der Fontanestr. 5 im Agnesviertel. Nun soll er raus. Der neue Eigentümer hat ihm wegen „Eigenbedarf“ gekündigt. Nach verlorenem Gerichtsverfahren droht nun die Zwangsräumung ab dem 16. Dezember 2013.

Die beliebte Masche dabei: Preiswerte Wohnungen in begehrten Lagen aufkaufen, den MieterInnen wegen „Eigenbedarf“ kündigen, aufwändig sanieren, teuer weiterverkaufen.

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Entmietung nach Eigentümerwechsel

Im Jahr 2007 hatten Toby Egger (Inhaber von Egger Immobilien) und Marco Hauschild (Immobilienmakler bei Egger Immobilien) die beiden nebeneinanderliegenden Dachgeschosswohnungen in der Fontanestr. 3 und 5 von der WvM Immobilien und Projektentwicklung GmbH für je ca. 100.000 Euro übernommen.

Unter Nennung von „Eigenbedarf“ hat Egger seine MieterInnen zügig zum Auszug bewegt. Hauschild hatte mit seiner Eigenbedarfskündigung gegenüber Kalle weniger Erfolg: Mieter Kalle wollte sich trotz mittlerweile widriger Wohnbedingungen nicht einfach vertreiben lassen. Die ganze Sache stank von Anfang an zum Himmel. Zu einer der vielen Merkwürdigkeiten in seinem Fall zählt auch, dass sein neuer Eigentümer die Wohnung mindestens einmal öffentlich zum Kauf angeboten hat, obwohl er doch „Eigenbedarf“ geltend macht. Das Gericht entschied dennoch gegen Kalle.

WDR berichtete

„Egger Immobilien“ in der Großen Witschgasse 25 in der Kölner Südstadt ist mittlerweile pleite. Nach Eggers Geschäftsinsolvenz heißt das Büro nun „Objekt Design Hastrich GmbH“. Dessen Kölner Büro befindet sich exakt am gleichen Ort. Auch die E-Mail-Adresse im Kontaktformular ist die alte. Egger ist nun als Prokurist eingetragen und auch Kalles neuer Vermieter Hauschild arbeitet für Objekt Design.
Während Entmieter Egger seine Wohnung ausbaute, niemals einzog und das Objekt stattdessen für etwa 350.000 € verkaufte (über seinen Makler Hauschild!), hakte es bei Kumpel Hauschild in Hausnummer 5 immer noch. Dumm gelaufen für Hauschild und Egger – wäre die gleichzeitige Sanierung beider Dachgeschosse mit nur einem Baukran doch so günstig gewesen. Über diese Machenschaften hatte bereits die WDR-Servicezeit vom 12. März 2012 berichtet.

Gegen jede MieterInnenvertreibung

Kalle zahlt derzeit 345 Euro Kaltmiete. Für dieses Geld würde er wohl kaum eine andere Wohnung in seinem Viertel finden. Mit dem 16. Dezember droht ihm die Wohnungslosigkeit bzw. die Vertreibung an den Stadtrand. Er würde sein in 30 Jahren gewachsenes soziales Umfeld verlieren.

Wir wenden uns gegen jeden Kauf von bewohntem Wohnraum mit anschließender Kündigung. Wer tatsächlich irgendwo einziehen will, soll sich gefälligst eine freie Wohnung besorgen – so wie jede Mieterin auch. Wenn der Käufer, wie in Fall von Kalle dann noch Immobilienmakler ist und sein Arbeitgeber mit der gleichen Masche die Nachbarwohnung bereits gewinnbringend weiterverkauft hat, ist der Skandal perfekt.

Zwangsräumungen lassen sich über den Druck der Straße verhindern!

Bundesweit stehen Zwangsräumungen im Fokus von AktivistInnen, die diese gewalttätige Form der Verdrängung versuchen zu verhindern. Das Berliner Netzwerk „Zwangsräumung verhindern!“ hat es erfolgreich unter Beweis gestellt: Als dort im Herbst 2012 – im Stadtteil Kreuzberg – NachbarInnen und Aktivistinnen mit gemeinsamem Protest und Sitzblockaden die Zwangsräumung der Familie Ali Gübol verhinderten, entstand in kurzer Zeit eine kleine Bewegung, die, seitdem immer wieder gegen drohende Zwangsräumungen protestiert.

Zwangsräumungen sind das Resultat einer neoliberalen und profitorientierten Wohnungsmarktpolitik. In der Logik der EigentümerInnen und MaklerInnen sind Wohnungen Waren, mit denen Gewinn erzielt werden soll, die Bedürfnisse der MieterInnen interessieren nicht oder werden zugunsten des Profits übergangen.

Gemeinsam können wir Kalles Zwangsräumung aufhalten! Wenn es tatsächlich zu einer Zwangsräumung kommen sollte, werden wir uns solidarisch wehren. Wir wollen mit einer Sitzblockade verhindern, dass gewaltsam in Kalles Wohnung eingedrungen wird.

  • Wir machen hiermit die vermeintliche „Privatangelegenheit“ von Marco Hauschild öffentlich, ebenso das Gebaren der „Objekt-Design GmbH“ | Große Witschgasse 25 | Köln-Südstadt 0221 – 99553240 | Mobil: 0172 – 5979443
  • Wir fordern den Eigentümer auf, die Kündigung von Kalle Gerigk umgehend zurückzunehmen
  • Wir werden uns einer Zwangsräumung von Kalle in der Fontanestr. 5 öffentlichkeitswirksam in den Weg stellen
    Gemeinsam gegen steigende Mieten und Verdrängung
    aus unseren Veedel!

 Wir rufen Nachbarn, Bekannte und Freunde von Kalle auf:

  • Beteiligen Sie sich an den Protesten gegen die Zwangsräumung!
  • Rufen sie bei der oben genannten Firma an und setzen sich für Kalle Gerigk ein.
  • Falls es zu einer Räumung kommen sollte, stellen sie sich dieser Maßnahme in den Weg.