Vorweg: Teile der Fehler, die wir sehen, haben wir im Mai in unserer letzten Veröffentlichung „Ein erster Schritt aus dem Schweigen. Reflexion des Outings eines ehemaligen iL Genossen“ beschrieben, andere gehören eher in persönliche Gespräche, deshalb gehen wir hier nicht im Detail auf alles ein.
Wir wissen um die Verletzungen, die Diskussionen werden von uns gehört und bleiben bei uns nicht unbesprochen. Wir wissen, es gab für uns nachvollziehbare Vertrauensbrüche, die vermutlich nicht Wiederherstellbares hinterlassen haben, für anderes braucht es Gespräche, Konsequenzen und Zeit, für wieder anderes konnte bereits gut gesorgt werden und stellenweise haben auch politische Klärungen stattfinden können. Wir hoffen inständig, dass alle ihre Wege finden mit der Situation umzugehen, für sich und mit anderen. Davon ausgehend können wir alle Haltungen entwickeln und Entscheidungen treffen, wie wir mit der Misere der Situation (erstmal) umgehen wollen und davon ausgehend das politische Miteinander in Köln weiterdenken und praktizieren.
Klar ist aber auch: Wir werden in dem Fall nicht alles ungeschehen machen können. Ebenso werden wir auch nicht alles allein verantworten und ausbügeln können. Das ist nicht schön oder zufriedenstellend, aber wir erleben es als notwendig das erstmal als solches anzuerkennen.
Konkret: Wir haben mehrere Ideen, was wir zeitnah tun könnten, um nicht einfach bei dem stehen zu bleiben was ist/war:
- Wir könnten uns vorstellen einen Gesprächsraum für FLINTA in Köln zu organiseren, z.b. mit externer Moderation. Darin wäre ein Austausch (z.B. ohne uns) möglich, um über das Geschehene zu sprechen und vielleicht einen gemeinsamen Raum zu haben, egal ob um den Frust besprechbar zu machen, sich zu solidarisieren, etwas aufzuarbeiten, abzuschließen oder auch um Anliegen zu bündeln. Wir können allerdings nicht einschätzen, ob daran Interesse besteht. Sollte dem so sein, meldet euch bei uns dazu, dann organisieren wir das.
- In bisherigen Gesprächen mit anderen wurde deutlich, dass ein Interesse daran besteht etwas losgelöster vom konkreten Fall über typische Fallstricke im Umgang mit sexualisierter Gewalt und politische Ansätze und mögliche Dissense zu sprechen. Auch hier wären wir bereit uns zu beteiligen und mit allen in eine kritische Auseinandersetzung zu gehen.
Gerne kommen wir über all das ins Gespräch und haben natürlich Interesse daran ein Gefühl dafür zu bekommen, ob/was davon auf Interesse stößt.
Was wir betonen wollen ist, dass wir alles andere wollten als das, wie es nun passiert ist. Es ging uns nie um Eskalationen und persönliche und politische Schäden für Einzelne auf allen Seiten und unsere Strukturen. Wir haben mit Fokus auf Köln vieles verpasst zu tun und darüber zu größeren Problemen beigetragen: dem Geouteten gegenüber, der Kölner Ortsgruppe gegenüber, die involviert war (K2), den FLINTA vor Ort gegenüber, die Sorge hatten betroffen zu sein und dann nichts mehr von uns gehört haben und den Eindruck haben müssen von uns ignoriert worden zu sein, der ganzen politischen Szene gegenüber und der Betroffenen gegenüber – es ist kompliziert und tut uns in alle Richtungen auf spezifische Weise wirklich Leid.
Außerdem: Nach langem Ringen mit unseren Genoss*innen aus anderen Städten sind wir an den Punkt gekommen, die Entscheidungen der IL zu dem Fall, dem Outing und allen Konsequenzen nicht noch länger mittragen zu können und wollen. Wir sind nun seit einiger Zeit in einer Art Beziehungspause mit der Organisation, die uns und den anderen ermöglicht auf Basis der eigenen Beweggründe zu handeln, ohne sich weiter aneinander aufzureiben, insbesondere dort, wo der gemeinsame Nenner nicht erkennbar oder fruchtbar ist.
Das heißt faktisch aber auch, dass wir weder zuletzt noch aktuell oder in naher Zukunft Einblick in die Diskussionen haben oder Aussagen über mögliche Ereignisse und Prozesse machen können, die nicht in unserer Ortsgruppe angelegt sind. Wir nehmen uns Zeit zu konsolidieren, ob und wie eine Zukunft in der IL aussehen kann, aber fokussieren uns erstmal auf die Arbeit vor Ort – sowohl in der Bearbeitung des Falls als auch in der weiteren politischen Praxis.
Das bedeutet für den Fall: Wir bleiben an den Aufarbeitungen und Reflektionen dran und haben unterschiedliche Themen und Anliegen, denen wir weiterhin nachgehen wollen. Darunter fällt u.A. eine kritische Auseinandersetzung mit dem Leitfaden der IL zum Umgang mit sexualisierter Gewalt, worauf wir auch von Außen mehrfach hingewiesen worden sind.
Soweit ein Einblick in den aktuellen Stand.