Tresen #1 Die Linke im Krieg

In den nächsten Monaten wollen wir uns regelmäßig mit euch am Tresen treffen und über die Themen diskutieren, die uns auf der Seele brennen.
In diesem regelmäßigen Format gehen wir auf die Suche nach Fragen und Antworten, die sich aus dem kürzlich veröffentlichen Zwischenstandspapier #2 ergeben und hoffentlich ein wenig Licht in die aktuelle Situation der radikalen Linken bringen. Immer im informellen Rahmen, mit steilen Thesen und Kaltgetränk. Wir freuen uns auf euch!

Tresen #1 Die Linke im Krieg | Donnerstag, 21.11.24 | 19:00 | LC36

Spätestens seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine erleben wir wie sehr die Frage des Krieges uns als Linke herausfordert und zum Teil spaltet. Haltungen, die in der Linken lange Zeit selbstverständlich waren, werden aufgeweicht, in Frage gestellt und manchmal auch gänzlich über Bord geworfen: Sei es bei Waffenlieferungen, bei der grundsätzlichen Ablehung jedweder Kriegsbeteiligung oder auch bei der klaren Opposition zu NATO und Militarisierung der EU. Der Krieg in Nahost hat die innerlinken Konflikte zu offenem Streit verschärft.
Es scheint, dass viele Gruppen sich der Logik des Krieges und Kapitalismus gebeugt haben und folgerichtig im Zwei-Lager-Denken gefangen sind.

Die innerlinke Verhärtung und Spaltung führt längst zu einer Manifestation einer Freund-Feind-Logik zwischen verschiedenen linken Gruppen und Strömungen.
Während also die Herrschenden hier vor Ort bei der globalen Neuverteilung knapper werdender Ressourcen und daraus erwachsender Kriege in einen regelrechten Militarisierungsrausch geraten, reibt sich die Linke in erster Linie an sich auf und verschwendet ihre knappen Ressourcen.
Krieg, Militarisierung, Aufrüstung, eine vor ein paar Jahren noch undenkbare Kriegsrhetorik und die „Festung Europa“ werden gesellschaftlich immer mehr als Notwendigkeit zum Fortbestand der Nation, der imperialen Lebensweise und der eigenen Existenz gesehen. Zu wenig setzen linke Kräfte dem etwas entgegen. Zunehmende Faschisierung und Autoritarismus werden immer mehr zur Norm und der große Aufschrei, wenn wieder Menschen im Mittelmeer ertrinken oder die deutsche Regierung Waffen in Kriegsgebiete liefert, ist ohrenbetäubend leise.

Für uns als radikale Linke ist das kein Zustand, den wir akzeptieren können. Wir müssen die verloren gegangene Handlungsfähigkeit zurückgewinnen.
Dafür braucht es Raum für Austausch für eine gemeinsame Haltung, um entschlossen gegen die herrschende Kriegslogik und ihre systemischen Ursachen vorzugehen.

Aus diesem Grund wollen wir am 21. November 2024 um 19:00 Uhr diesen Tresen nutzen, um einen Raum zu schaffen für undogmatischen Austausch, für eine ehrliche und aufrichtige, aber nicht feindliche Diskussion auf Augenhöhe und – wenn möglich – einem ersten Schritt zum längst überfälligen Weiterkommen der Entwicklung einer gemeinsamen Haltung in der „Kriegsfrage“. Wir wollen uns auch der Frage stellen: „Was können wir hier vor Ort im Herzen der Bestie tun?“

Dabei wollen wir uns nicht in verlockenden Simplifizerungen verlieren, sondern im Gegenteil Räume öffnen für die verschiedenen Aspekte des Themenkomplexes.

Bei all der Komplexität gibt es dabei für uns allerdings eine klare Haltung – ein „Nein zum Krieg“. Die herrschende Kriegslogik, egal auf welcher Seite, braucht keine weiteren Fürsprecher:innen, sondern insbesondere linke und radikale Opposition. Das verstehen wir als Ausgangspunkt unserer Debatte.

An dem Abend werden wir mit einem Diskussionsaufschlag beginnen, um dann ins Gespräch zu kommen. Im Anschluss warten kalte Getränke und Raum für die Fortsetzung der Gespräche am Tresen.