Antirassismus-Kampagne

Wir nehmen euch im Rahmen der „We’ll come United – Actiondays“, den Antirassismus-Tagen die vom 2. bis 5. September stattfanden, mit auf eine kolonialgeschichtliche Reise durch Köln. „Von Kölner Kolonialgeschichte bis Black Lives Matter“ heißt unsere United against Racism – Kampagne.

Nach der Ermordung von George Floyd durch einen Polizeibeamten in Minneapolis hat die Black Lives Matter Bewegung die Straßen erobert und allen gezeigt, dass Rassismus ein weltweites System ist und dass
antirassistische Kämpfe im Mittelpunkt sozialer Aufbrüche stehen. 
Es wurde deutlich, dass es unzählige Querverbindungen zwischen 
unseren Kämpfen gibt. Die letzten Monate waren scheiße: Corona in Massenunterkünften, Terrormorde in Hanau, der NSU 2.0 wütet weiter…

Wir wollen trotz der Herausforderungen der Pandemie zeigen, dass wir an diesen verschiedenen Fronten für eine solidarische Gesellschaft weiterkämpfen. Deshalb beteiligen wir uns die nächsten Tage an den Aktionstagen von We’llComeUnited, denn der September 2015 markiert einen historischen Durchbruch gegen das Grenzregime. Der March of Hope hat demonstriert, dass die Überwindung der Grenzen möglich ist. Der Sommer der Migration hat gezeigt, dass ein offenes Europa vorstellbar wird.

Der strukturelle und alltägliche Rassismus hat eine historische 
Kontinuität. Er zeigt sich in rassistischer Polizeigewalt, in den 
menschenunwürdigen Lagern an den Grenzen der Festung Europa, in der illegalisierung und Abschiebung von Geflüchteten, im tausendfachen Sterben im Mittelmeer. Krieg und Armut zwingen Menschen dazu, auf der Flucht zu sein und sind Ausdruck und Folge eines neokolonialen Abhängigkeitsverhältnisses der Herkunftsregionen. Diese Zustände stehen in der Kontinuität europäischer Kolonialgeschichte.

Wir wollen uns damit beschäftigen wie struktureller Rassismus mit dem noch kolonial geprägten Kölner Stadtbild zusammenhängen. Die Erfahrungen aus Chemnitz, Halle und Hanau verbinden sich mit dem, was wir aus Minneapolis oder Moria wissen: Institutioneller Rassismus ist ein System und prägt unseren Alltag: in Ämtern und Behörden, bei der Polizei, bei der Wohnungssuche und auf der Arbeit. Ausgrenzung schafft dabei die Bedingungen für rassistische Ausbeutung in den Niedriglohnsektoren. 

United against Racism!

*Das Wissen, basiert auf der jahrelangen Arbeit anderer Gruppen, auf die wir uns in den nächsten Tagen beziehen werden.

Koloniales Viertel in Köln-Nippes

In Köln gibt es ein „Chinesisches Viertel“ und ein „Afrikaviertel“. Wir fokussieren uns hier auf Letzteres: Die Straßennamen verweisen auf die 
Kolonisierung, die das Deutsche Reich seit den 1890er Jahren betrieben hat. Der Anspruch auf diese Kolonien, die Deutschland nach 1918 aberkannt wurden, wurde nach 1933 von der NS-Regierung mit Nachdruck wieder erhoben. In den 1930er Jahren erhielten sechs Straßen Namen, die an Deutsche Kolonisatoren erinnern und diese verherrlichen sollten. Der antikoloniale Kampf ist und bleibt ein antifaschistischer Kampf! (Weitere Straßen, die nach Kolonisatoren benannt sind, finden sich auch außerhalb der genannten Viertel.)

Zum Teil wurden die Straßennamen ab den 1980ern kritisiert und geändert. Dabei blieb aber sowohl der historische Kontext der kolonialrassistischen Gewalt als auch die geografische Situation unberücksichtigt. Bei der Umbenennung der Carl-Peters- und Lüderitzstraße 1989/90 sollte der „afrikanische Kontext“ der Namen beibehalten werden: Erstere wurde zur Namibiastraße, Letztere zur Usambarastraße. Lüderitz war aber gar nicht in Deutsch-Ostafrika tätig, wo die Usambaraberge liegen und Carl Peters nicht in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia.

Was hat das mit rassistischen Strukturen heute zu tun? Strukturell fehlt es an kritischem historischem Bewusstsein über die geschichtliche Gewaltausübung. Es gibt zu wenig kollektives Wissen, Bewusstsein und Sichtbarkeit gegenüber der Perspektive der Kolonialisierten. Der 
Perspektive und dem Wissen der Kolonialisierten wird strukturell mit Ignoranz begegnet, sodass i.d.F. Afrika als ein großes Land wahrgenommen wird, das nicht einmal die Mühe wert ist ,ordentlich auf die Karte zu gucken. Weiterhin wird über „Andere“ gesprochen als wären sie Objekte. Ähnliche Erfahrungen machen andere marginalisierte und rassistisch markierte Communities.

Wo ist die deutsche Kolonialgeschichte im Geschichtsunterricht? 
Wo wird die Perspektive Kolonialisierter anerkannt und gehört? 
Lasst uns die Straßen mit den Namen antikolonialer Widerstandskänpfer*innen umbennen!

Quelle: https://www.bpb.de/…/…/koloniale-spuren-im-staedtischen-raum

Grabstätte Hermann von Wissmann

Das Kolonialdenkmal der Grabstätte Hermann von Wissmanns besteht auf dem Kölner Melatenfriedhof unkommentiert fort. Mit der Inschrift „inveniam viam – aut faciam“ („finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen“) und glorifiziert es das brutale Vorgehen der Deutschen in Deutsch-Ostafrika. Nach ihm ist bis heute auch die Wißmannstraße in Ehrenfeld benannt.

Kolonialverherrlicher*innen gefällt das gut: Sie treffen sich bis heute dort und sprechen von Wissmann als „großen Afrikaner“. Weil das Grab aufgehoben werden sollte, übernahm 2006 der Traditionsverband der Deutschen Schutz- und Überseetruppen die Patenschaft über das Grab, sodass es erhalten bleibt, solange der Verband es pflegt (sie legen sogar Kränze nieder). Der Verband fordert auch, dass das Grab von der Stadt als denkmalwerte Anlage eingestuft werden soll. Spoiler: Das sind bei weitem nicht die einzigen rassistischen Aktivitäten des Verbundes.

Was hat das mit rassistischen Strukturen heute zu tun? Allein der Begriff der „Schutztruppen“ bezieht sich auf den Schutz des weißen Körpers und Territoriums, was bis heute Gewalt gegen Schwarze, People of Colour und Migrant*innen legitimiert – egal, ob bei rassistischen Morden durch die Polizei oder Racial Profiling. 

Ein Ende der Verherrlichung kolonialer Gewalt im öffentlichen Raum! Verherrlichungen entfernen und kritisch markieren! Verbänden den Geldhahn abdrehen! Verantwortungsübernahme und Reparationen jetzt! Kampf dem strukturellen und Alltagsrassismus!


Quelle: https://www.bpb.de/…/…/koloniale-spuren-im-staedtischen-raum

Otto von Bismarck – Turm

Unter der Kanzlerschaft von Otto von Bismarck wurden die meisten Kolonien des deutschen Reiches „erworben“. Während er als europäischer „Staatsmann“ und Lenker der deutschen Reichseinigung im nationalen Gedächtnis glorifiziert wird, bleibt seine Bedeutung für den europäischen und deutschen Kolonialismus häufig im Dunkeln. So war er am Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich an der gewaltsamen Aufteilung und Ausbeutung des afrikanischen Kontinents unter den europäischen Kolonialmächten beteiligt. 
Unter den Folgen dieser Kolonialpolitik leiden der Kontinent und seine Menschen bis heute. Die afrikanischen Nationalstaaten, deren nationale Grenzen von den Kolonialmächten häufig willkürlich gezogen wurden, finden sich in einem neokolonialem Verhältnis zu ebendiesen wieder. So besitzen westliche Industriestaaten und Unternehmen immer noch zum großen Teil die Kontrolle über die Ressourcen, Finanz- und Warenmärkte der meisten Afrikanischen Länder. Investitionen in diese Länder werden als Entwicklungshilfe geframed, festigen tatsächlich allerdings die neokoloniale Abhängigkeit und dienen vorrangig dem Profit und der Erschließung neuer Märkte.

Auch im Kölner Stadtbild finden sich unkommentierte Glorifizierungen von Bismarcks. Neben der Bismarckstraße im belgischen Viertel, findet sich in Bayenthal am Rheinufer der Kölner Bismarckturm mit einer 15 Meter hohen Rolandsfigur Bismarcks mit Ritterrüstung und Schild. 1903 zu seinen Ehren errichtet, wurden seit 2001 mehrere hunderttausende DM und € in die Sanierung des Turms gesteckt. Das findet auch der Kölner Historiker Martin Stankowski befremdlich. Über das wenig bekannte und nicht wirklich beliebte Denkmal sagt er: „Politisch und künstlerisch hat es […] keine Bedeutung“.
Deshalb hat er 2015 an der TH Köln einen Wettbewerb zur Umnutzung des Turms angeregt. 
Eine der (auch für ihn) vielversprechendsten von vielen Ideen dabei war beispielsweise die Möglichkeit den Ort zu einer Kletteranlage umzufunktionieren.

Für ein Ende der Verharmlosung und Glorifizierung kolonialer Gewalt. Verherrlichungen kolonialer Ausbeutung müssen entfernt und historische Orte kritisch markiert werden. Es braucht endlich eine Verantwortungsübernahme und Reparationen der ehemaligen Kolonialmächte! Für ein Ende neokolonialer wirtschaftlicher Ausbeutung!

Quellen:
https://www.bpb.de/ap…/202989/bismarck-und-der-kolonialismus
https://www.koeln-lotse.de/…/der-bismarck-turm-abschluss-d…/
https://www.bismarcktuerme.de/ebene4/nrw/koeln.html 

Kunst- und Kulturbetrieb

In Köln arbeitete die Handelshochschule am Ubierring mit dem, da noch benachbarten Rautenstrauch-Joest-Museum zusammen, wo die Sammlungen von Wilhelm Joest gezeigt wurden, die er auf Reisen unter anderem in Afrika erworben und oft geraubt hatte.

Anders als Deutschland haben Länder wie Großbritannien, die Niederlande und Frankreich ihre Sammlungsbestände zumindest digitalisiert und online gestellt. Denn ohne Transparenz keine Restitution – viele beraubte Länder wissen nicht einmal, was sich in europäischen Museen befindet. Das Kölner Museum hat begonnen sich mit kolonialem und postkolonialem Widerstand auseinanderzusetzen. Aber so weit wie in Frankreich, alle aus der Kolonialzeit stammenden Kunstwerke an ihre Herkunftsländer zurückzugeben, ist die Debatte hierzulande bei Weitem nicht. Um das zu legitimieren wurde den Herkunftsländern das Vermögen zu „sachgemäßer Aufbewahrung“ abgesprochen. Dabei sind die Bestände auch hier nicht immer in gutem Zustand.

Was hat das mit rassistischen Strukturen heute zu tun:
Weiterhin werden die „eigenen“ und „fremden“ Körper unterschiedliche behandelt. „Andere“ werden entmenschlicht, Rassifizierte bleiben Menschen zweiter Klasse, die beraubt oder sogar getötet werden „dürfen“. Denn die Täter bleiben unsichtbar und ihr Handeln ohne Konsequenz, egal ob Kolonisator*innen oder Polizist*innen.

Raub muss als solcher aufgearbeitet und markiert werden!
Rückgabe der Objekte an die Herkunftsregionen!
Restitution statt Missbrauch des Machtverhältnisses!
Aufarbeitung und Verarbeitung der Kolonialgeschichte mit Fokus auf die Gewaltausübenden!
Ein Ende rassistischer Darstellung und mehr Repräsentanz migrantischer und marginalisierter Perspektiven in Kunst und Kultur!
Abrüstung der Polizei!
Gegen Straffreiheit für gewalttätige Polizei!


Quelle: https://www.dw.com/…/wie-ein-k%C3%B6lner-museum-…/a-50518709
https://www.ksta.de/…/koelner-universitaet-die-hochschulen-…

Beispiele für Orte rassistischer und faschistischer Gewalttaten und Morde in Köln

Köln ist auch ein Ort rassistischer und faschistischer Gewalttaten und Morde. Bis heute hat Köln als einzige der Städte, die vom Morden des NSU betroffen sind, kein öffentliches Gedenken für den Anschlag auf der Keupstraße. Die Aufarbeitung und die Forderung nach Gedenken bleibt an Aktivist*innen hängen. Die Initiative Herkesin Meydanı – Platz für Alle setzt sich dabei schon seit langem für ein Mahnmal ein. In der Probsteigasse hängt zwar eine Plakette, aber auch nur aufgrund antifaschistischer Handarbeit. Antifaschismus, Antirassismus, Dekolonisierung – unsere Kämpfe gehören zusammen!

Wir brauchen Plaketten, Informationstafeln, Mahnmale, Umbenennung der Straßen nach den Opfern! Mehr öffentliche Zeichen gegen rassistische Kontinuitäten!

Die Rolle der Universitäten Teil 1

Bis heute hat die rassistische Wissensproduktion und Forschung an deutschen Universitäten Tradition. Nicht nur im Rassismus in der Ethnologie, welcher noch am ehesten Beachtung findet, mit ihrem traurigen Höhepunkt in der Rassentheorie – welche die Legitimation für die Sklaverei, als auch die Rechtfertigung für die Ermordung Millionen von Juden, Sinti und Roma lieferte – ist dies der Fall.

Wenn wir uns den Zustand in deutschen Hochschulen heute anschauen, wird deutlich, dass auf der einen Seite unverändert eine weiß-zentrierte Wissensproduktion – sowohl inhaltlich als auch strukturell – stattfindet, und auf der anderen Seite rassifizierte Körper immer noch objektifiziert oder als minderwertig angesehen werden. 
Durch ein rassistisches Bildungssystem, dessen Chancen abhängig von sozialer und ethnischer Herkunft ungleich verteilt sind, ist eine wirkliche Repräsentanz rassifizierter Menschen auch an Universitäten nicht gegeben. Dies verunmöglicht auch eine wirkliche nicht-weiße oder migrantische Perspektive in der Wissensproduktion.
Beispielsweise ist auch die gesundheitliche Ausbildung eine weiß-zentrierte. Hautärtz*innen sind auf die Behandlung von hellen Hauttypen fokussiert und nicht allgemeint kompetent. 
Die Universitäten selber weigern sich bis heute Sammlungen von Kolonialraub – die auch sterbliche Überreste beinhalten – als solche zu kennzeichnen und kritisch zu markieren, geschweige denn an die Herkunftsländer zurück zu geben. Ein untragbarer Zustand, wenn man betrachtet wie bis heute schwarze Körper rasssistischer Gewalt und Morden ausgesetzt sind.

Wir fordern ein Ende des rassistischen Bildungssystems! Ein Ende der weiß-zentrierten Wissensproduktion! Eine Rückgabe von Kolonialraubbeständen! Ein Ende der Gewalt an schwarzen Körpern, welche vom Kolonialismus bis hin zu rassistischer Polizeigewalt reicht!

Quellen: https://www.ksta.de/…/koelner-universitaet-die-hochschulen-…#
https://www.freitag.de/…/das-versteckte-erbe-des-kolonialis…

Die Rolle der Universitäten Teil 2

Die Stadt Köln war zu Kolonialzeiten eine der wichtigsten Handelsstädte des deutschen Reiches, und hat eine blutige Geschichte. 

Im Jahr 1888 wurde hier eine Unterabteilung der Deutschen Kolonial-Gesellschaft gegründet. Vom ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Köln, ebenfalls Gründer der Universität 1919 und Vize-Präsidenten der deutschen Kolonialgesellschaft stammt das Zitat „Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonie anstreben. Im Reich ist zu wenig Raum für die Bevölkerung“.

Sowohl eine Straße in der Nähe der Uniklinik, als auch das Gebäude der dortigen Mensa gedenkt mit ihrem Namen dem Nobelpreisträger Robert Koch. Ebenso ist das renommierte Robert-Koch-Institut (RKI) nach ihm benannt. Er erhielt seinen Nobelpreis für die Entdeckung der Tuberkulose Bazillen und erforschte Infektionskrankheiten. Dafür unternahm er unter anderem auch Expeditionen auf den Afrikanischen Kontinent, bei denen er ethisch fragwürdigste Menschenversuche, auch unter Zwang, leitete. Neben anderen giftigen Medikamentencocktails nutzte er bei Versuchen zur Schlafkrankheit am Victoriasee, das damals schon als giftig bekannte, Atoxyl in Zwangsversuchen was bei vielen „Patienten“ zu Tod und Erblindung führte. Um Infizierte aus den Kolonien aufzuspüren wurde Polizei eingesetzt, Belohnung für ihre Auslieferung ausgeschrieben und andernfalls Strafen verhängt. Starben sie nicht an Krankheit oder Medikation, erlagen sie oft auch den ärmlichsten Bedingungen denen Sie ausgesetzt waren. 
Diese Versuche wurden durch eine rassistische Ideologie legitimiert, die eine andauernde Kontinuität besitzt.

Es braucht einen kritischen Umgang der Profiteure des Kolonialismus. Die Heroisierung historischer Persönlichkeiten, welche den Kolonialismus befeuert, unterstützt oder von im profitiert haben muss enden. Bis heute wird die blutige Kolonialgeschichte Deutschlands in Bildungseinrichtungen unter den Teppich gekehrt anstatt aufgearbeitet. Dies verhindert aktiv eine Verantwortungsübernahme für historische und auch heute noch vorhandene neokoloniale Strukturen. Für ein Ende einer rassistischen Legitimation.

Quellen: https://www.ksta.de/…/koelner-universitaet-die-hochschulen-…#
https://www.freitag.de/…/das-versteckte-erbe-des-kolonialis…

Wirtschaftliche Ausbeutung

Ende des 19. Jahrhunderts avancierte Köln neben Berlin und Hamburg zu einer der Hochburgen der Kolonialbewegung. Es gründete sich eine Unterabteilung der Deutschen Kolonial-Gesellschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es bereits ein Wirtschaftliches Komitee, indem zahlreiche namhafte Kölner Familien vertreten waren. Unter ihnen zum Beispiel die Oppenheims oder die Brüder Stollwerck. Erstere besaßen selbst Plantagen in Afrika, die anderen importierten Rohstoffe für ihre Schokoladenfabrik.
Die deutsche Industrie wusste den menschenverachtenden Rassismus gut zu verwerten. Jeglicher Widerstand wurde blutig niedergeschlagen, wie beim Völkermord an den Herero und Nama in „Deutsch-Südwestafrika“, der deutschen Kolonie auf dem Gebiet des heutigen Namibias. Zu Ertragreich waren die deutschen Kolonien um sie aufzugeben. Der Rassismus, der in schwarzem Leben keine Menschen sah, passte da nur zu gut in die Interessen der deutschen Industriellen. 

Nach dem Verlust der deutschen Kolonien endete zwar die direkte Zwangsarbeit durch deutsche Unternehmen. Allerdings liefert die gleiche Rassistische Ideologie heute noch dem deutschen Kapital – und dem anderer westlicher Industriestaaten – die Grundlage in Neokolonialen Strukturen den afrikanischen Kontinent und seine Bewohner auszubeuten. 
Rohstoffe, Nahrungsmittelproduktion und die Märkte blieben und sind auch nach dem Verlust der Kolonien weiterhin in der Hand westlicher Unternehmen. Menschen müssen unter menschenunwürdigen bis tödlichen Bedingungen Plantagen bestellen oder in Minen arbeiten. Der globalisierte Kapitalismus bringt eben diese Menschen in die Zwangslage ihre Arbeitskraft auf diese Weise verkaufen zu müssen, nachdem er ihnen jegliche sonstige Überlebensmöglichkeit geraubt hat.

Dieses andauernde Ausbeutungsverhältnis wird durch eine rassistische Ideologie gestützt, die es verschleiert. In der rassistischen Logik sind nicht die materiellen Verhältnisse schuld, in die Staaten und Menschen so gezwungen werden, sondern die „Unterentwicklung“ eben dieser Länder (und Menschen). Zu oft erzählen Rassisten aus AfD und Co die Mär von den ungebildeten, sich zu sehr vermehrenden Afrikanern, geben ihnen die Schuld am eigenen Unglück und spinnen so ihre Rassentheorie fort.
Geht es dem Kapitalismus nun darum Märkte zu erschließen, erhält diese Rassistische Logik zuweilen einen humanistischen Anstrich. Investitionen in neue Absatzmärkte werden als „Entwicklungshilfe“ geframed, während sie dafür sorgen den Profit multinationaler Konzerne zu maximieren. Freihandel wird als Sprungbrett für die sogenannten Entwicklungsländer verkauft, festigt aber nur ihre wirtschaftliche Abhängigkeit.

Für einen antirassistischen Kampf gilt es also nicht nur die rassistische Logik der Rechten zu benennen und zu zerschlagen, sondern auch die neoliberale neokoloniale Politik endlich zu beenden! Antirassismus geht nicht ohne Antikapitalismus! Antikapitalismus geht nicht ohne Antirassismus! 

Quelle: https://www.ksta.de/…/koelner-universitaet-die-hochschulen-…

Abschluss der Kampagne

Rassismus ist ein System und prägt unseren Alltag: in den Medien, in Ämtern und Behörden, bei der Polizei, bei der Wohnungssuche, auf der Arbeit, beim Arztbesuch oder in der Öffentlichkeit.

Die Ausbeutung von Kolonisierten, Versklavten oder Gastarbeiter*innen weist migrantischen, rassifizierten Menschen einen Platz in der Gesellschaft zu: ökonomisch (materielle Ressourcen), sozial (Netzwerke), symbolisch (Prestige) kulturell (Wissen), politisch (Teilhabe)…
Rassifizierte Menschen waren nicht schon immer auch arm, isoliert, ungebildet und wurden besetzt mit negativen Bildern vom „dreckigen Anderen“ – sie wurden und werden immer wieder dazu gemacht: Ungleiche Bezahlung, geringe soziale Teilhabe und Entrechtung halten Menschen an diesem Ort und weisen ihnen die gesellschaftliche Funktion zu, Menschen zweiter Klasse zu sein.

Im Kampf für das Recht auf ein gutes Leben migrieren Menschen und überwinden wie in 2015 die Grenzen. Nationalist*innen und Konservative zeichnen bedrohliche Bilder und wollen ihre auf Ausbeutung und Ungerechtigkeit basierenden Privilegien aufrecht erhalten. Deutschland schiebt ab in den Tod. Mehr noch, Deutschland exportiert Waffen in Kriegsländer und lässt Flüchtende auch während Corona an den EU-Außengrenzen allein (wenn sie nicht bereits auf der Reise ertrunken oder anders gestorben sind) oder lässt sogar auf sie schießen. Das Ganze wird begleitet durch Anschläge von Incels, Antisemit*innen, Rassist*innen und Neonazis, die Jüd*innen und Migrant*innen angreifen.

Ein antirassistischer Kampf ist
– ein antikolonialer Kampf, der von Perspektive der Marginalisierten ausgeht, 
– ein antikapitalistischer Kampf gegen die ökonomische Ausbeutung von Menschen – egal, ob von Carearbeiter*innen, Illegalisierten oder ganzen Staaten,
– ein antifaschistischer Kampf gegen Neonazis und Neue Rechte,
– ein feministischer Kampf, egal ob in der Flucht aus patriachalen Verhältnissen oder im Kampf, um gleiche Rechte und Selbstbestimmung für FLINT* überall,
– ein Kampf, der den tief verwurzelten gesellschaftlichen Rassismus und seine kollektiven Wissensbestände im Alltag dekonstruiert und angreift,
– ein politischer Kampf für Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte und Zugänge für alle Menschen – für das gute Leben für alle!

Von Kolonisierten bis zu den Gastarbeiter*innen, von Arbeitskämpfen in der Pflege bis zur Spargelernte, von Jüd*innen bis Sinti*zze und Rom*nja, von Lybien bis zu den griechischen Inseln, von Rostock-Lichtenhagen bis nach Hanau, von rassistischen Büchern bis hin zu Straßennamen, von Oury Jalloh bis zu George Floyd – uns eint der gemeinsame Kampf dem Rassismus jeder Form, auf allen Ebenen.

Die Forderungen der letzten Tage dürfen keine leeren Appelle bleiben. Wir müssen gemeinsam politischen Druck aufbauen und Gerechtigkeit erkämpfen! Für ein gutes Leben für alle!

In der Arbeit der letzten Wochen beziehen wir uns maßgeblich auf die z.T. langjährige Arbeit von:
Decolonize Cologne
DOMiD (Bebero Lehmann)
Frauengeschichtsverein (Irene Franken)
Köln Postkolonial – ein lokalhistorisches Projekt der Erinnerungsarbeit als Teil von KopfWelten – gegen Rassismus und Intoleranz e.V.
NS-Dokumentationszentrum Köln (Dr. Karola Fings)
Dr. Stefanie Michels
Prof. Marianne Bechhaus-Gerst
Prof. Mechthild Leutner


https://cdn.website-editor.net/…/2019-07-08%2520Bericht_Kol…
https://www.stadt-koeln.de/…/die-geschichte-des-afrika-vier…
https://www.stadt-koeln.de/…/mitteilu…/2009/02847/index.html
https://www.tearthisdown.com/de/…
https://de.wikipedia.org/…/Kolonialgeschichte_der_Stadt_K%C…
https://www.bpb.de/…/297604/koloniale-spuren-im-staedtische…
http://www.kopfwelten.org/kp/begegnung/
https://www1.wdr.de/…/kolonialismus-denkmaeler-rassismus-10…
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