Letzte Nacht ist das Flüchtlingslager Moria abgebrannt.
In dem für knapp 3.000 Personen konzipierten Lager leben aktuell mehr als 12.500 Menschen auf engstem Raum.
Leben ist hier beinahe eine Übertreibung. Wir reden von einem Lager, in dem es seit Jahren keine ausreichende hygienische und medizinische Versorgung gab. Ein Lager, in dem Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht sind und selbst Kinder als suizidgefährdet eingestuft wurden.
Anfang dieser Woche ereignete sich das Schreckensszenario:Auf Moria wurde die erste Corona Infektion gemeldet. Schnell gab es 35 Corona-Fälle und seien wir ehrlich:
Die Gefahr, dass das so weit kommen würde, war bekannt – die katastrophalen Folgen ebenfalls. Aber es passierte nichts, um dagegen vorzugehen – es passierte gar nichts.
Im Gegenteil – Die Menschen wurden eingesperrt. Um das Lager wurde ein Zaun gebaut und die Menschen der Krankheit schutzlos ausgeliefert.
Gegen dieses Eingesperrt-Sein wehrten sie sich gestern Nacht. Das Feuer, was daraufhin ausbrach, zerstörte das Lager beinahe komplett.Die Zelte der Menschen sind verbrannt. Alles, was sie überhaupt noch hatten, wurde ihnen genommen.
Einige sind in die Berge geflüchtet. Andere haben versucht in den umliegenden Siedlungen Schutz zu suchen. Die griechische Polizei hinderte sie daran und griff die Geflüchteten mit Tränengas an. Gestern Nacht kam es sogar zu Angriffen auf medizinische Helfer:innen durch griechische Faschisten.
Die Lage ist komplett eskaliert. Und das sollte niemanden überraschen, denn es war abzusehen.
Die Ereignisse in Moria sind kein tragischer Unfall.
Vielmehr sind sie das direkte Resultat der europäischen Außenpolitik.
Die Krise war lange abzusehen – und trotzdem entspricht Europa mit seiner Abschottungspolitik den Forderungen der Rechten.
Auf den griechischen Inseln wird diese gewollte, menschenfeindliche Politik Europas deutlich.
Und Corona verstärkt diese Haltung Europas umso mehr. Die Todesrate und Infektionsrate ist bei der ärmeren Bevölkerung der Welt ungefähr doppelt so hoch.
Aber mensch muss nicht weit fahren, um diese Ungleichheit zu beobachten. Das gleiche Bild wird auch bei Tönnies deutlich, wo Menschen ausgebeutet und trotz Corona eingepfercht werden.
Das ist unser europäisches Menschenbild. Menschen geteilt in Klassen und herunter gebrochen auf die Verwertungslogik des Kapitalismus.
Es ist so bitter zu sagen, aber: wenn es in Moria Spargelstecher geben würde, dann wäre das Lager vermutlich leer.
Doch dieser Zynismus nutzt nichts. Es reich nicht, nur Betroffenheit zu äußern.
Die Heuchelei der EU, der Bundesregierung der Parteien von SPD über Grüne bis CDU. Wir haben eure Betroffenheitsfloskeln satt, wir haben es satt, ständig die gleichen Sätze zu hören: „Wir sind bestürzt…, humanitäre Katastrophe…., Es muss etwas passieren…“
Wir haben es so satt!
Vor dem Reichstagsgebäude haben wir es euch symbolisch versucht zu erklären: 13.000 Stühle konnten wir aufstellen. Für jeden Menschen ist ein Stuhl aufgestellt. Für jeden einzelnen dieser Menschen haben wir Platz.
Wer angesichts der wütenden Flammen in Moria überhaupt noch über die Möglichkeit der Aufnahme von Geflüchteten spricht, ist an den Flammen schuld.
Deswegen stehen wir hier gemeinsam, um die Aufnahme der knapp 13.000 Menschen durchzukämpfen.
Jede Stadt, die den Titel sicherer Hafen trägt, muss sich daran messen lassen, wie viele Menschen hier tatsächlich einen sicheren Hafen finden.
Das einzige, was jetzt zu tun ist:
Busse chartern und die Menschen aus dieser Hölle holen!